England/Wales

10.06. Froncysyillte - Llangollen und herum (28km / 560km)

Sigi: Der B&B-Chef hat uns heute morgen unbedingt mit dem Rad fotografieren wollen. Erstes Tandem in ihrem B&B und dazu gleich das schönste und so weiter.

In Llangollen suchen wir erst den Bikehire auf, um die Radschaltung neu einzustellen. Wir sind gemeinsam jedoch nur halb erfolgreich. Die Schaltung arbeitet gut mit dem kleineren Kettenblättern oder mit den größeren - in jedem Fall immer noch mit Geräuschen. Das große Blatt werden wir sowieso nicht in Wales brauchen, also halb so schlimm :-). Sicherheitshalber nehme ich noch einen Zug für 2 Pfund mit. Für die Einstellversuche will er nichts nehmen, so hole ich ein paar Stücke Kuchen zum Dank.

KanalAls nächstes wollen wir einen Aquädukt aus Eisen, das Teil des Kanals ist, bewundern und Llangollen besichtigen. Am Kanal treffen wir dann ein Tandem-Ehepaar aus Llangollen und tauschen ein bisschen Radlerlatein aus. Das Aquädukt ist über 20m über dem River Dee und nicht sehr breit - nix für mich. KanalGlücklicherweise fängt es ein wenig zu regnen an - kann ich mich unbemerkt zurückziehen. Nach 10 Minuten ist es aber wieder schön und wir fahren zurück nach Llangollen. Ich habe keine Lust am Nachmittag mit den walisischen Bergen zu beginnen und wir entschließen uns eine Nacht hier zu bleiben. Den Nachmittag nutzen wir dann noch für einen Spaziergang durch den Ort.

Katrin: Nach der ausgesprochen schlecht zusammenpassenden Einrichtung fand ich es besonders lustig am nächsten Morgen zu erfahren, daß der Hausbesitzer Architekt ist. Der Frühstücksraum war zumindest schön hell. Von der Konzeption her auch schön schlicht, wenn auch vielleicht ein bisschen dunkel eingerichtet. Aber auch hier war der Teppich alt und es gab jede Menge Nippes. Frühstück wieder typisch englisch: Cereals und danach alles mögliche gebratene Zeug. Siegfried hatte angemeldet, daß er nur Ei und Bacon haben wollte. Ich habe wieder alles gegessen. Der Architektenmann, rundlich mit weißem Bart und Haar, war ziemlich quasselig und ganz beeindruckt von dem Tandem. Er hat uns bei der Abfahrt sogar fotografiert. Jetzt haben wir endlich auch ein Photo von uns beiden auf dem Rad. Außer uns war noch ein australisches Pärchen dort (sie eigentlich Engländerin). Wirkten sehr sympathisch und machten sich echte Sorgen als sie von der Gangschaltung hörten.

Bevor ich wusste, daß er aus Australien kommt, war er mir schon aufgefallen, weil er meinte, sie hätten wegen des Verkehrs schon überlegt, ob sie lieber einen Bus als das Auto nehmen sollten, da die Straßen doch sehr voll seien. Daß uns das als Radfahrer stört ist vielleicht normal, aber Autofahrer... (soo viel Verkehr war dann auch wieder nicht).

Wir sind dann los nach Llangollen, in der Hoffnung, einen Bike-Hire Shop zu finden, der uns empfohlen worden war. Schließlich gefunden, habe über eine Stunde mit dem Gepäck vor Touri-Info gewartet, da der Laden sehr klein und schmal war. War aber gar nicht langweilig. Es kamen jede Menge verschiedener Menschen. Touris und Kleinstadtbevölkerung, und unsere Australier. Arbeiter und Senioren, Mütter mit Kindern, Schuluniformierte, Büromittagspäusler. Und keiner wirkte gestresst.

Nach einer Stunde habe ich dann mal angefangen, den Gratis-Reiseführer von Wales durchzublättern. Sehr interessant. Dabei fand ich gleich noch ein paar interessante Sachen um und in Llangollen. Sigi kam dann irgendwann wieder und nach Kuchenkauf für die Fahrradreparateure, die nur einen neuen Gangschaltungszug berechnet haben, da sie mit der Gangschaltung nicht wirklich weiterhelfen konnten, und Besuchen bei der Touri-Info, sind wir durch die Stadt spaziert, vorbei am Liebeslöffelzentrum, und haben schließlich in einem Pub gemittagt. Ich hatte leckere Lasagne und ekligen (chlorigen) Tee.

Danach sind wir zum Aquädukt gefahren, größtenteils auf einem sandigen, relativ gut befahrbaren Treidelpfad. Unterwegs kamen wir an abschüssigen Schafweiden, jeder Menge Brücken, Bäumen, einigen Wanderern und natürlich Hausbooten vorbei. Als wir am Aquädukt ankamen, hat es leider geregnet. Dafür haben wir zwei Tandemfahrer getroffen, die allerdings zu Fuß waren. Sie wollen im September an Mosel und Rhein entlangfahren. Das Aquädukt ist sehr interessant. Ein Kanal wird über ein Flußtal geleitet. Der Kanal ist gerade breit genug für eins der schmalen Hausboote, die man hier auf allen Kanälen sieht. Auf einer Seite gibt es einen noch viel schmaleren Fußgängerweg mit Geländer an der Schluchtseite, nicht jedoch zum Kanal, auf der gegenüberliegenden Seite hat die Kanalrinne auch kein Geländer. Sie ist etwas höher als der Wasserstand und das war's.

KanalAuf dem Weg zurück hat Sigi dann gemeint, er wolle nun doch lieber in Llangollen auf den Campingplatz und so sind wir von der Langollen-Werft an dem auf dem letzten Stück ziemlich hopsigen Treidelpfad den Hügel hinauf (steil!) Kanal auf eine reichlich schräge Bauernhofwiese. Das Zelt stand folglich leicht schief. Dafür hörte man Schafe blöken, es gab auch Pferde und Kühe und natürlich einen Hund. Der Campingplatz ist eine Wiese eines Bauernhofs.

Wenn wir etwas bergfahrfreudiger gewesen wären, hätten wir noch auf den Berg mit der Burgruine fahren können, wo sich vielleicht ja der heilige Gral versteckt. Aber den hätten wir wohl eher auch nicht gefunden und so haben wir uns das dann geschenkt.

Wir sind stattdessen zu Fuß in den Ort, ein bißchen kreuz und quer herumgelaufen. Von der Flußpromenade aus konnte man auf den flachen Felsen im Wasser badende Jugendliche beobachten.

Siegfried hat sich dann bei einem Türken einen Burger gekauft. Der war ganz erstaunt, daß wir als Deutsche noch nie in der Türkei waren. Zurück den Berg herauf haben wir dann nochmal unsere Zeltplatznachbarn getroffen, die eindeutig Wanderer sind. Ansonsten waren dort wenige Leute. Im Wohnwagen neben uns gab es noch ein mountainbikendes Ehepaar.

Die Nacht war stürmisch und mit gelegentlichem Regen. Heute früh sieht das Wetter ganz gut aus. Jedenfalls ist gerade die Sonne hinter den Wolken herausgekommen und hat angefangen, das Zelt zu trocknen. Es wird hier langsam ein Treibhaus. Oh, in den Duschen wächst unter der Decke eine blühende Kletterpflanze, die wohl von draußen hereingewachsen ist. Ansonsten sind die Duschen im Vergleich zu den anderen Campingplätzen sehr einfach, und man muß für das heiße Wasser zahlen. Dafür war der Platz aber auch billiger.

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Über Anregungen und Kommentare freut sich Siegfried Schlawin .

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